Korrekturlesen

 

In der letzten Zeit hatte ich zwei wissenschaftliche Abschlussarbeiten zum Korrekturlesen auf meinem Bildschirm. Und ich freue mich über jeden Text, den ich erhalte. Ich selbst habe bei der fachwissenschaftlichen Betreuung von Bachelor- und Masterarbeiten meine Studenten immer darauf hingewiesen, dass sie zum einen zeitlich eine Korrekturphase einplanen und zum anderen die Arbeit von jemand anderen lesen lassen sollten. Ich weiß selbst, dass man blind für die eigenen Fehler ist. Man weiß ja, was man schreiben wollte, und glaubt, das stände auch da.

Sehen wir uns doch mal einige häufig vorkommende Fehler an. Sie liegen im stilistischen, grammatischen und orthografischen Bereich. Eine wissenschaftliche Arbeit ist im sprachlichen Standard zu verfassen. Umgangssprfachliches ist da fehl am Platz. Wenn also in der Arbeit steht "... Nichtsdestotrotz geben sie wesentliche Einblicke ..." korrigiere ich und schreibe "...Trotzdem ..."  Ein "... trotz dessen, dass ..."  wird zum "... obwohl ..."

Häufige grammatische Fehler sind falsche Kasus nach Präpositionen. Statt "... gemäß eines Befehls ..." muss es heißen "... gemäß einem Befehl ...". Hier war der Genitiv dem Dativ sein Tod! Ebenso verlangt "laut" den Dativ.

Stehen zwei Subjekte, muss das Prädikat im Plural stehen, als nicht "... Partei und Staat hat ...", sondern "... Partei und Staat haben ...". Statt "... ist der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung ..." richtig "... sind der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung ...".

Die Bezüge eines Possessivpronomens auf ein vorher verwendetes Substantiv müssen im Geschlecht übereinstimmen, nicht "... sodass ein Teil der Bevölkerung Schwierigkeiten bekam, ihr Leben angemessen zu bestreiten ...", sondern "... sodass ein Teil der Bevölkerung Schwierigkeiten bekam, sein Leben angemessen zu bestreiten...".

Falscher Bezug liegt auch vor bei "... Überdies wurde der Bau eines Gaswerkes Ende des Jahrhunderts angeregt. Der Beschluss dazu wurde von der Stadtverordnetenversammlung gefasst und konnte sieben Jahre später in Betrieb genommen werden ...". Hier wird der Beschluss in Betrieb genommen, also Korrektur dazu "... Der Beschluss dazu wurde von der Stadtverordnetenversammlung gefasst. Das Werk konnte sieben Jahre später in Betrieb genommen werden ...".

Deutlich wird, wo alles Fehlerquellen liegen. Die eigentlichen orthografischen Fehler kommen noch hinzu. Man denke nur an die vielen nicht-gesetzten und falsch gesetzten Kommas!

Schreiben und zwar richtiges Schreiben ist auch heute noch eine Kulturtechnik. Eine Abschlussarbeit schreibt man in der Regel nur einmal. Sie hat inhaltlich und sprachlich richtig zu sein. Also sollte man hier professionelle Hilfe annehmen.

 

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25.04.2025